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Beitrag für den GemeindebriefHiroshima-Gedenktag 06.08.2022 der FriedensGruppeDüren



Ich habe mir vor 3 Jahren nicht vorgestellt, dass die Berührung mit der Frage und Sorge/ Angst, vor einem möglichen Einsatz von Atomwaffen uns heute so viel näher sein würde.


Dies sagte Pfarrerin Vera Schellberg in der Begrüßung zum Hiroshima-Gedenken der FriedensGruppeDüren am Hiroshima-Mahnmal vor dem Haus der Stadt. 2019 wurde das Hiroshima-Mahnmal in Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe am 6. Und 8 August 1945 auf die Städte Hiroshima und Nagasaki durch die FriedensGruppeDüren dort aufgestellt.

Angesichts des Krieges in der Ukraine sei es Aufgabe der Friedensgruppen die weltweite Vernichtung der Atomwaffen zu fordern und alles zu unternehmen, was in deren Macht steht und politisch Einfluss zu nehmen, damit diejenigen, die in Machtpositionen Entscheidungen zu treffen haben, die Schritte zum Frieden suchen und gehen, mit aller Kraft und mit allen Ressourcen, die zur Verfügung stehen.

An diesem Mahnmal, dass an das Kind Sadako erinnert, dass zunächst den Atombombenabwurf überlebte, dann aber an Leukämie erkrankte und starb, wird an die Hoffnung gemahnt, dass es nie wieder dazu kommt.

So heißt es in dem Gedicht „Das kleine Mädchen“ von Nazim Hikmet, das Sadako gewidmet ist und von Gerhard Mees vorgetragen wurde:

….

Nichts Liebes mehr tun könnt ihr mir. Nichts, nichts. Ihr müsst bedenken, ein Kind ist verbrannt wie Papier. Ihr könnt ihm nichts mehr schenken. Leis’ klopf ich an eure Türen Gebt mir eure Unterschrift Dass es nie mehr Kinder trifft, dass nie mehr Kinder verbrennen, und dass sie Bonbons essen können.


Heiner Krüger erzählt die Lebensgeschichte dieses Mädchens, die 1955 plötzlich krank wurde und ins Rotkreuzhospital gebracht wurde. Es gibt in Japan eine Sage, wonach man einen Wunsch frei hat, wenn man 1000 Kraniche gefaltet habe. Und so faltete im Krankenbett fleißig Kraniche aus Papier, im Glauben, dass sie, wenn sie tausend Stück davon gefaltet habe, wieder gesund werde. Diese Hoffnung konnte sich aber nicht erfüllen, und ihr kurzes Leben erlosch am 25. Oktober 1955. Sie war erst 12 Jahre alt.

Sadakos Freunde begannen über den Bau eines Denkmals nachzudenken, das ihr und allen Kindern gewidmet werden sollte, die durch die Atombombe getötet worden waren. Junge Menschen im ganzen Land halfen, Geld für das Vorhaben zu sammeln. Schließlich wurde ihr Traum wahr. Im Jahre 1958 wurde die Statue im Friedenspark von Hiroshima enthüllt. Dort steht Sadako auf der Spitze eines Felsens. Sie hält einen goldenen Kranich in der ausgestreckten Hand.


Seitdem ist der Kranich das weltweite Symbol für die Antiatombombenbewegung

Wer sich das Hiroshima-Mahnmal genau betrachtet hat wird den von weißem Carraramarmor eingefassten stilisierten Kranich aus VS Stahl sehen, der einem gefalteten Origamikranich nachempfunden wurde.


Bei der Gedenkveranstaltung wurde auch das Aachener Friedenskreuz gezeigt. Irene Mösch von Pax Christi erläutert Ursprung und heutigen Sinn dieses Kreuzes.


Der Katholikenrat der Region Düren und die hiesige pax-christi-Gruppe legen Wert darauf, dass das Aachener Friedenskreuz am heutigen Jahrestag des Atomangriffs auf Hiroshima hier an dem Mahnmal Station macht, blickt es doch in diesem Jahr auf eine 75jährige Tradition zurück.


Dieses schwere Kreuz wurde 1947 als Sühnekreuz von Kriegsheim-kehrern angefertigt und durch die Gemeinden des Bistums Aachen getragen.

Es waren Männer, die (freiwillig oder gezwungen) Soldaten in jenem Krieg gewesen waren, der von Deutschland ausging und weltweit für Zerstörung sorgte, so am 06.08.44 zum Atombombenangriff auf Hiroshima.


Die ehemaligen Soldaten trugen das Kreuz als Zeichen der Buße für das Unrecht, das von ihrem Land ausgegangen war durch die Gemeinden des Bistums. Die Folgen des deutschen Angriffskriegs, die Zerstörung ihrer eigenen Heimat, hatten sie in den Trümmerhaufen der Städte deutlich vor Augen. Vermutlich trugen die meisten auch Bilder von der Zerstörung in sich, die die Deutschen in den überfallenen Ländern angerichtet hatten.

Damals wuchs die Idee von einem ökumenischen konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.


Dieses Holzkreuz wurde 1989 zur 1. Europäischen Versammlung nach Basel mitgenommen. Spätestens seitdem ist es fest verbunden mit dem Schutz von Gottes Schöpfung. Erste Ansätze dazu hatte es schon gegeben, als es zum Tagebau Hambach und nach Wackersdorf zur Wiederaufbereitungsanlage getragen wurde.


2018 wurde dieses Kreuz noch einmal zum Tagebau Hambach getragen und als im letzten Jahr der „Kreuzweg für die Schöpfung“ von Gorleben nach Garzweiler seinen Abschluss in Lützerath fand, war es auch dabei.


Denn als Friedenskreuz steht es auch gegen den Klimakrieg. Dabei ist das Wort „Krieg“ nicht bildlich gemeint, sondern wörtlich, weil der Klimawandel schon jetzt Menschenleben im Süden der Erde vernichtet, weil er schon jetzt Nahrung, Wohnung und Lebensbedingungen zerstört. Gegen die Vernichtung des Regenwaldes zu agieren, kann andernorts zum Beispiel das Leben kosten. Niemand wird später einmal sagen können, davon habe man nichts gewusst.

Irene Mösch schildert auch ihre eigenen Erfahrungen: Mein Vater, Offizier in Hitlers Armee hat sich auch an den Pilgerwegen mit diesem Kreuz beteiligt und mir ist es seit Kindertagen vertraut, auch das geschnitzte Antlitz von Anton Wendling. Wenn dieses verletzte, verwundete Gesicht im Schnittpunkt der Balken stellvertretend für alle Verletzten und Verwundeten dieser Erde steht, bin ich unweigerlich mit mir selbst konfrontiert: mit meiner Schwäche, mit meiner Unfähigkeit, mit meinen Grenzen, mit meiner Resignation.

Die Kreuzträger vor 75 Jahren hatten die Zerstörung vor Augen, die sie angerichtet hatten. Wir haben die totale Zerstörung vor Augen, die uns droht. Die Tradition dieses Kreuzes fortzusetzen bedeutet, anders zu leben, nämlich: hoffnungsvoll, solidarisch und widerständig.


Heiner Krüger von der Friedensgruppe Düren beschreibt die gegenwärtige Situation. Noch immer gibt es weltweit 13.400 Atomwaffen von denen etwa 1.800 in ständiger Alarmbereitschaft gehalten werden und der Menschheit innerhalb weniger Minuten ein Ende bereiten können. Mit dem Ukraine-Krieg und der Drohung der russischen Regierung, Atomwaffen einzusetzen, falls die NATO sich in den Ukraine-Krieg einmischt, ist diese Gefahr plötzlich vielen Menschen bewusst geworden.


Die Opfer von Hiroshima und Nagasaki mahnen uns, in der Aktivität für eine atomwaffenfrei Welt nicht nachzulassen. Die alte Forderung „Verzicht auf Ersteinsatz“ ist wieder aktuell: alle Atomwaffenstaaten, v.a. USA und Russland, sollen erklären, dass sie auf den Ersteinsatz von Atomwaffen verzichten – als erste vertrauens-bildende Maßnahme. Deutschland sollte sich dafür einsetzen und dem Atomwaffenverbotsvertrag beitreten.


Konkrete Schritte dazu wären:

  • Atomwaffen aus Büchel abziehen

  • Verzicht auf die atomare Teilhabe

  • Verzicht auf die Anschaffung der Atomflieger F 35 A

  • Keine deutsche Beteiligung an der NATO- Atomkriegsübung Steadfast Noon


Zur Zeit Übungen von Nörvenich ausgehend über unseren Köpfen statt. Denn die atomwaffenfähigen Tornados aus Büchel sind wegen Umbauarbeiten an dem Standort Büchel für ca 4 Jahre auf dem als Ausweichort geltenden Standort Nörvenich stationiert. So ist Nörvenich auch in diesem Jahr in die alljährlich stattfindende NATO Atomkriegsübung „Steadfast Noon“ involviert.

Hiergegen regt sich seit einiger Zeit Protest. Im vergangenem Jahr haben sich ca 200 Menschen am Protest gegen die Atomkriegsübung in Nörvenich beteiligt. Auch in diesem Jahr wird es am 22. Oktober in Nörvenich Proteste geben.

Der Kölner Liedermacher Gerd Schinkel trug eigene Lieder aus der Sparte Zeitkritischer Journalismus vor, sowohl während der Veranstaltung als auch nach deren Ende im Rahmen eines Konzerts am Mahnmal.


Das Friedenskreuz wurde in die Christuskirche getragen und von dort nach dem Sonntagsgottesdienst nach St. Anna.





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